Hundert Fragen und keine Antwort
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Vincent Tavenne, 1961 in Montbéliard geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ulrich Rückriem. Er lebt und arbeitet in Köln und Montbéliard.
Vincent Tavenne beschäftigt sich mit Zeltskulpturen, die er in unterschiedlichen Stoffen und Farben ausführt. Seine imaginativen Zeltformen oszillieren zwischen Skulptur und Architektur und kreisen um den mobilen Charakter des scheinbar statischen Systems der Architektur, thematisieren in ihren offenen Formen und ihrer teilweisen Begehbarkeit Innen und Außen-raum. Der bewusst povere Charakter der verwendeten Stoffe und Stoffreste sowie die fragile Holzkonstruktion stehen der Dauerhaftigkeit herkömmlicher Skulptur und Materialien entgegen und tradieren damit die Gattung Skulptur in immer wieder neuen Interpretationen.
Sein Formenrepertoire schöpft Tavenne aus dem reichen Fundus der Kunst- und Architekturgeschichte, das vom ritterlichen Schlachtenlager über den satanischen Ordenstempel, von einem kalifornischen Hippie-Domizil über ein Kuppelobjekt à la Buckminster Fuller bis hin zum daVinciesken Flugobjekt (Holger Liebs, in: frieze, Mai 2000) reicht. Die Zeltskulpturen eröffnen in ihrer Vielgestaltigkeit Erlebnisräume, die um die sinnliche Erfahrung des menschlichen Körpers kreisen und sich mit dem nomadischen Raumkörper als ideelle Architektur auseinandersetzen.
Eine wesentliche Konstante der Rauminstallationen Vincent Tavennes bildet neben den skulpturalen Konstruktionen das Landschaftsmotiv in Form von Holzschnitten oder Fotografien. Als Bilder imaginärer Welten spielen sie mit der herkömmlich und idealisierten Vorstellung von Landschaft. Sie korrespondieren mit seinen imaginären Architekturen - teils, um zu verhindern, dass der Focus sich zu sehr auf architektonische Fragen einschränkt, teils, um das Thema der nomadischen Behausung in einen größeren wahrnehmungs-geschichtlichen Kontext einzubetten.
Die Ausstellung im Kunstverein Braunschweig zeigt die wichtigsten Zeltskulpturen und großformatigen Holzschnitte mit Landschaftsmotiven sowie die erste für den Außenraum konzipierte Skulptur, die eigens für den Garten des Hauses Salve Hospes entstanden ist.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Texten von Heiner Blumenthal, Carina Herring und Babette Richter erschienen.