Der kubistische Hund
19,80 €
Der Vierbeiner, treuster Begleiter des Menschen, steht als Motiv im Mittelpunkt der Ausstellung Der kubistische Hund von Georg Baselitz, unumstritten einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Er zeigt acht großformatige Bilder seines neuesten Zyklus, die erstmals in einer deutschen Institution zu sehen sind - Resultate seiner jüngsten Auseinandersetzung mit neuen Maltechniken und der Beschäftigung mit vorwiegend biographischen Bildinhalten. Das zentrale Thema des Hundes wird von Sujets flankiert, die sich mit Ikonen des sozialistischen Realismus, Zeichnungen aus seiner Kinder- und Jugendzeit und des Kubismus auseinandersetzen.
Der dichten, stark aufgeladenen Farbigkeit der frühen Bilder setzt Georg Baselitz mit seiner neuen Serie einen offenen, leichten, weißen Bildraum entgegen, aus dem heraus sich seine Motive entwickeln, die in der Leichtigkeit ihrer Ausführung schweben. Die schnelle, aquarellähnliche Umsetzung der Bildsujets, die vorsichtige Farbigkeit und der rasche, schwarze Feder-strich emanzipieren sich auf der weißen Oberfläche. Überwältigend bleibt die Sicherheit im Umgang mit den enormen Formaten, die impulsiven Strichfolgen und fragilen Formkonzentrationen.
Das neuerliche Spiel mit der Leere und der Reduktion der Geste wird nur von der Dramatik der Rahmung durchkreuzt. Die dynamischen, fast haltlos nach außen fliehenden Motive sind von dunklen, ornamentalen Holzrahmen gefasst, die der Künstler mit der Säge reliefartig geschnitzt hat. Ihre Wucht und Kraft scheinen dem Betrachter zu deuten, dass keine Auslegung über den Rahmen hinausgehen darf. Einzig die Löcher in der Leinwand führen hinter die Dinge.
Die Vieldeutigkeit der Werke, ebenso wie die kunsthistorischen, zeitgeschichtlichen und bio-graphischen Anspielungen und Bildreferenzen, die ironische Distanz und die Experimentierfreudigkeit machen deutlich, wie Georg Baselitz Malerei unaufhörlich neu denkt, wendet und erfindet. Sowohl inhaltlich wie formal hat er es immer wieder auf verblüffend vielgestaltige Weise geschafft, Dinge aus der Fixierung der Konventionen zu lösen und über Normierungen in der Malerei hinauszugehen. Auch in seinen neuen Bildern bleibt er der Prämisse treu, dass es ihm nie um das Dargestellte als Geschichte oder Anekdote geht, sondern um die Autonomie der Malerei. Das hat in der Motivumkehrung, im Konflikt von figürlicher und abstrakter Darstellung, seinen suggestivsten Ausdruck gefunden.
Die Entscheidung, in einem Zeitraum von zwanzig Jahren zum dritten Mal Arbeiten von Georg Baselitz zu zeigen, entspringt nicht nur dem Interesse und der Bewunderung für diesen Künstler. Sie ist auch von den Räumen des Hauses Salve Hospes motiviert, vom lichten Spiel ihrer Sichtachsen und den Öffnungen in die Natur. Sie adeln das Gebäude auf besondere Weise, erfordern jedoch auch den präzisen und konzeptuellen Umgang mit Malerei - eine Herausforderung, die mit dem neuen Bilderzyklus von Georg Baselitz außerordentlich konsequent umgesetzt worden ist.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Texten von Heinrich Heil und Eric Darragon erschienen.