Christian Falsnaes
Available
In der Remise des Kunstverein Braunschweig entwickelte der dänische Künstler Christian Falsnaes eine raumspezifische Installation, mit der er – wie so oft bei Falsnaes – die Ausstellungsbesucher in mannigfaltigen und unterschiedlich komplexen Performances einband.
Falsnaes bedient sich Mechanismen der Partizipation und massenwirksamen Propaganda. Als geschickter Meister der Motivationsrhetorik gelingt es ihm, sein Publikum für sämtliche performative Tätigkeiten in Beschlag zu nehmen. Obgleich er mit traditionellen bildproduzierenden Medien wie Zeichnung, Malerei oder Video arbeitet, erhalten seine Werke stets eine dezidiert performative Setzung. Sei es, wenn eine zunächst weiß grundierte Leinwand erst nach ihrem Erwerb zum Bild werden kann, indem der Sammler – der Anleitung des Künstlers folgend – diese selbst bemalt. Oder wenn eine Zeichnung nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags zerstört werden muss, um von der zuvor vom Käufer angefertigten Kopie abgelöst zu werden. Auch tauchen Ausstellungsbesucher mal als tanzende Statisten in einem Musikvideo auf, sprühen Galeriewände bunt an oder durchbrechen mit Motorsägen Wände. Die als Ergebnis wirksamer Partizipationsmethoden entstandenen Werke verhandeln zudem oft im aktionistischen Nebenbei zentrale Fragen von Malerei und Skulptur wie etwa Bildfindung und -zerstörung.
Für seine Braunschweiger Schau platzierte Falsnaes ein Telefon im Ausstellungsraum und stellte sich damit zur Verfügung als Impuls- und Handlungsanweisungs-Geber für seine Installation „Available“. Sein Publikum involvierte er unmittelbar in die Produktion dessen, was im Möglichkeitsraum einer potenziell partizipativen Situation erst entstehen konnte, indem er sie zur persönlichen Kontaktaufnahme einlud. Im Vergleich zu Yoko Onos „Instruction Pieces“ allerdings, die Performances skizzieren und fiktive poetische Bilder aufgrund ihrer deskriptiven Art generieren, setzt Falsnaes auf die tatsächliche Einlösung seiner nüchternen bis verstörend-offensiven Partizipationseinladungen, die mit der starken, autoritären Präsenz des physisch eigentlich abwesenden Künstlers spielen.
Christian Falsnaes (geb. 1980 in Kopenhagen, lebt in Berlin) studierte zunächst Philosophie und kam über die Graffiti-Szene zur Kunst. An der Akademie der Bildenden Künste in Wien studierte er bei Peter Kogler und Daniel Richter. Seit 2003 hat Falsnaes weltweit Performances und Ausstellungen realisiert und 2008 den österreichischen Performance-Preis H13 erhalten. Er wurde für den Preis der Nationalgalerie 2015 nominiert und wird im September in einer groß angelegten Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin vertreten sein.
Kuratiert von: Gergana Todorova