Exile in Heartland
4 €
Bo Christian Larsson (geb. 1976 in Kristinehamn, Schweden) arbeitet vielseitig: sein Werk besteht aus Zeichnungen, Objekten, Installationen und Performances. Am Anfang stehen meist Zeichnungen – innere Bildwelten, nach außen gekehrt. Die skizzenhaft ausgearbeiteten Ideen, unwirklichemystische Landschaften, in denen sich Natur- und Stadtelemente rätselhaft verbinden, finden schließlich in raumgreifenden Installationen ihre Verwirklichung. Nordische Wikingermythen, subkulturelle Strömungen wie Death Metal sowie dunkle Sektensymboliken speisen Larssons Motivrepertoire.
Schwellensituationen des Bewusstseins, Traum, Wahn, Vision oder Halluzination fließen bisweilen ineinander. Larssons Blick richtet sich auf die Tiefen des Unbewussten, seine Werke sind als Spiegelungen der eigenen Psyche zu verstehen. Seine Protagonisten beispielsweise der „Poet“ oder der „Schatten“ sind Archetypen, Charaktere, die eine bestimmte Weltanschauung verkörpern, aber auch Facetten seiner eigenen Persönlichkeit.
Larssons Arbeiten erscheinen oftmals wie Pforten zu Parallelwelten, die durch Symbole an die unsere gekoppelt sind. Archaische, scheinbar magische Objekte unbekannter Naturreligionen wie Kristalle, Federn, Tierfelle oder Messer aber auch Naturmaterialien wie Holz, Wachs, Zucker und Schlamm sind immer wiederkehrende Elemente in Performances und Installationen. Dunkelheit und labyrinthischer Aufbau schaffen eine geheimnisvolle, bisweilen bedrohlich wirkende Seelenlandschaft, die für den Besucher unmittelbar und physisch erfahrbar wird. Im Kunstverein Braunschweig zeigte Larsson drei Werke, die unabhängig voneinander konzipiert wurden. Sie verstärkten sich gegenseitig assoziativ und ließen den Raum ins Bühnenhafte, Surreale kippen.
Die Skulptur The Departed („der von uns Gegangene“) ist zu großen Teilen verhüllt, die Konturen sind nur grob ausgearbeitet. Nichtsdestotrotz ist sie unverkennbar als Napoleon auszumachen. Die Attribute, der Hut und die in den Mantel geschobene Hand, gehören zu seinen allgemeinen Erkennungszeichen und damit zum geläufigen Allgemeinwissen. Napoleon Bonaparte ist nach wie vor Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses, reiht sich ein in die lange Liste der Kaiser, Diktatoren und Herrscher, die die europäische Geschichte gestaltet hatten. Doch bleibt das Wissen um ihr tatsächliches Wirken vage. Die Skulptur
The Departed erhält durch die angehängten Bronzeglocken eine goldene, unwirkliche Aura – Sinnbild für die Verklärung, die historische Gestalten erfahren. Zudem ist der Klang von Glocken in unserem auditiven Gedächtnis gespeichert, kann ebenso dunkel abgerufen werden wie die bruchstückhaften Fakten, die wir aus dem Leben der historischen Persönlichkeiten kennen. Die Göttin des Ruhmes, Fama, stellte man in der Antike mit dem Attribut, der Trompete dar – die Bronzeglocken an der Holzskulptur scheinen ein gelungenes Adäquat für unser lückenhaftes Halbwissen über unsere eigene Geschichte und deren Vertreter.
Die Ausstellung wurde gefördert von:
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