Ghostwriter
10 €
Die amerikanische Künstlerin Anita Di Bianco (geb. 1970 in New York) arbeitet mit Film, Video und Printmedien. Ihre Kurzfilme verfolgen Strategien der Neu-Inszenierung von Werken bekannter Schriftsteller wie Winfried Georg Sebald oder Gertrude Stein und entstabilisieren so die Vorstellung einer unantastbaren Autorschaft. Analytisch die Textauswahl, puristisch die Bilder: Di Biancos Remakes machen verborgene Strukturen sichtbar und eröffnen neue Lesarten. In der Ausstellung in der Remise des Kunstvereins wurden die aktuellsten Arbeiten der Künstlerin, Com Viet (2008) sowie die 2 Kanal-Videoinstallation der Filme Du rêve et des drogues und Ballad in Plain Dmit dem Titel Der Versteller (2007) gezeigt.
Com Viet re-inszeniert ein Interview mit der französischen Schriftstellerin Marguerite Yourcenar aus dem Jahr 1980. Yourcenar, die alle denkbaren Formen der unkonventionellen Liebe in der Literatur aufgespürt und auch experimentell geprüft hatte, forschte lebenslang nach Alternativen zum „großen inszenierten Gefühl“, das sie für einen Wesenszug der französischen Kultur hielt. Die entsprechenden Passagen aus dem Interview werden als Off-Stimme vor dem Hintergrund eines vietnamesischen Restaurants eingespielt und zum Teil von einem Schauspieler monologisch in den Räumlichkeiten des Berliner Münzsalons vorgetragen.
Anita Di Biancos filmtechnische Methoden, die Einstellungen und Schnittwechsel widersprechen den gewohnten, kurz getakteten Bildern der Medien. Durch die langen, nüchternen Kamera Einstellungen gewinnt das Gesprochene eine suggestive Eindringlichkeit, das Bild eine geradezu fordernde Intensität.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Texten von Maeve Connolly, Katrin Meder, Stephen Zepke und Hilke Wagner erschienen.