Menschenflaggen
Andrea Faciu
Träume und Komplizen
Der Kunstverein Braunschweig zeigte vom 04. September bis zum 14. November 2010 die Ausstellung „Andrea Faciu. Träume und Komplizen“ in der Remise. Andrea Faciu genoss bereits zu dieser Zeit internationalen Ruhm, so bespielte sie beispielsweise 2009 auf der Biennale in Venedig den rumänischen Pavillon.
Die in München lebende Künstlerin (geb. 1977 in Bukarest) arbeitet vorwiegend installativ mit Video und Sound. Die Sprache ist ihr bevorzugtes Medium, die sie spielerisch, poetisch, insistierend, beschwörend oder suggestiv einsetzt. Oftmals inszeniert die Künstlerin ihre Sinneswahrnehmungen als Mediatoren zwischen der Außenwelt und dem Ich, als subjektive Filter der Umwelt. In Touching the Cityversucht die Künstlerin eine ganze Stadt abzutasten, gleitet auf einem Streifzug mit ihren Fingern über die Oberflächen. Optische Wahrnehmung wird von der Künstlerin haptisch überprüft und mittels des Mediums Video wiederum auf die visuelle Sinnesebene zurückgeführt.
Oftmals produziert Andrea Faciu auditive Abbilder ihrer Gedankenwelt, die sie mit ausschnitt-haft-konzentrierten oder repetitiven Bildern untermalt. Ihre Stimme erzeugt hierbei eine eindringliche Intimität. Die quadrophonische Soundarbeit Träume und Komplizen (2010) ist in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten Guillaume Blondeau für die Braunschweiger Ausstellung produziert worden. Sie reiht assoziativ momenthafte Sinneseindrücke und Gedankenfetzen, (alb-)traumhafte Sequenzen von Alltagsgeräuschen und Filmmusik in dadaistischer Anmutung aneinander. Sprunghaft-bruchstückhaft und doch poetisch, vollzieht die Arbeit gedankliche Automatismen nach, ähnlich dem von James Joyce in Ulysses eingeführten „Bewusstseinsstrom“. Der Ausstellungsraum selbst war in ein diffuses Zwielicht getaucht: Raumhohe Einbauten mit einer durchscheinenden Vlies-Bespannung dämpften das hereinfallende Licht ebenso wie die Geräusche. Dem Besucher wurde die Möglichkeit des völligen Eintauchens in eine andere Identität angeboten.
Im Videoloop Sketch for a Caught Vision (2010) werden stroboskobartig Blickachsen ausgehend vom Auge der Künstlerin eingeblendet, eine Art zeitgenössische Interpretation der „Sehstrahlentheorie“ der Antike, als das Sehen noch als aktiver Akt des Abtastens der Umwelt begriffen wurde. Der Blick des Künstlers auf die Welt, einmal aus anderer Perspektive betrachtet.
Auf der Venedig-Biennale 2009 vertrat Andrea Faciu Rumänien mit einer Installation: ein Zusammenspiel von Ton und gebauter Natur – ein Prinzip, das auch in die Raumkonzeption der Remise einfloss.
„Träume und Komplizen“ war eine Doppelausstellung, deren zweiter Teil parallel in Junge Kunst e.V., Wolfsburg zu sehen war. In Kooperation ist zur Ausstellung ein Katalog mit Textbeiträgen von Susanne Köhler und Katrin Meder sowie einem Interview mit Angelika Nollert erschienen.
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