Anca Munteanu Rimnic
39,90 €
Anca Munteanu Rimnics Werke rühren aus dem ästhetischen Potenzial von Dingen und Ordnungen der sichtbaren Welt her und ermöglichen es, Zusammenhänge nicht bloß hinsichtlich von Logik und Historizität, sondern vielmehr in ihrer Unvollständigkeit zu begreifen. Ihre Objekte, Fotografien, Videos und Installationen verbinden persönliche und gesellschaftliche Geschichten und Identitäten und überlassen sie ihrer Brüchigkeit, indem sie offen und verhandelbar bleiben. Den optischen oder allegorischen Zugang zu Gegenständen und Situationen findet Anca Munteanu Rimnic in Begegnungen des täglichen Lebens und entwickelt Ideen, die stets auch biografische Aspekte ansprechen – sowohl ihre Heimat, die sie im frühen Alter verlassen musste, als auch ihr Leben als bildende Künstlerin in Deutschland. Ihre Werke greifen Erfahren und Wiedererleben als ästhetische und identitätsbildende Prinzipien auf und lösen sich an keiner Stelle von ihrer Skizzenhaftigkeit – vielmehr formulieren sie diese als Stärke um.
Auch in ihrer Braunschweiger Ausstellung agierte Anca Munteanu Rimnic mit präzise gesetzten bildhauerischen Gesten. Etwa wenn sie die Ausstellungsfläche mit 10 Tonnen Lehm ausfüllte und dem Fußboden auch in übertragenem Sinne seine Unwägbarkeit ließ: Während sich im Laufe der Ausstellung das Material veränderte, fielen Beginn und Fertigstellung zusammen und rückten so die Prozesshaftigkeit und Produktion in den Fokus. Der Lehmboden changierte zwischen Präsenz und Leere und bildete den Grund für eine ungewöhnliche Intarsie – einen aus weiß glasierter Keramik gefertigten Teppich mit an rumänische Kilims angelehntem geometrischem Muster. Im Lehmboden eingefasst erschien er – ähnlich wie das leise Klopfen, das im kleinen Raum der Remise hörbar war – wie eine verblasste Erinnerung.
Nest, der Titel der Präsentation, verwies auf die raumgreifende Installation sowie auf den Ausstellungsraum als fragiles, wandelbares und temporäres Gefüge. Gleichsam bezog er sich auf ein sehr persönliches Verständnis von Nest als privat erlebten Zwiespalt von Heimat zwischen Erdung, Unvollständigkeit und Verlust.
Anca Munteanu Rimnic (*1974, lebt in Berlin) wurde in Rumänien geboren und wanderte im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland aus. Sie studierte freie Kunst an der UDK in Berlin und besuchte anschließend die Klassen von John Baldessari an der UCLA in Los Angeles sowie von Mike Kelley und Jack Goldstein am Art Center in Pasadena. Anca Munteanu Rimnic beteiligte sich an mehreren internationalen Gruppenausstellungen, u.a. im Cabaret Voltaire, Zürich (2011), auf der 4. Moskau Biennale (2011) sowie in der Kunsthalle Wien (2014). Eine umfangreiche Monografie erschien kürzlich bei Distanz Verlag, Berlin. „Nest“ ist Anca Munteanu Rimnics erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.
Kuratiert von: Gergana Todorova
Die Ausstellung von Anca Munteanu Rimnic wurde unterstützt von:
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Der Kunstverein Braunschweig e.V. wird gefördert von:
Stadt Braunschweig, Kulturinstitut