trick or treat
€ 24
Ivan Moudov [geb. 1975 in Sofia, Bulgarien, lebt in Sofia] gehört zu den interessantesten bulgarischen Künstlern der jüngeren Generation. Moudov beschäftigt sich in seinen Performances, Installationen, Fotos und Videos mit sozialen und kulturellen Strukturen und Kommunikationspraktiken. Bekannt wurde er durch Interaktionen, die den Betrachter direkt (als Teilnehmer, Mitwirkenden oder gar als Opfer) einbeziehen. Seine Interventionen im öffentlichen Raum zielen darauf, absurde Situationen in unseren alltäglichsten urbanen Tätigkeiten und deren Organisationsstruktur aufzuspüren und ostentativ zu forcieren.
Im Rahmen einer Gruppenausstellung in Weimar bestand Moudovs Beteiligung lediglich aus Audio Guides, die über physisch nicht vorhandene Kunstwerke informierten. Auf dem Berliner Artforum präsentierte Moudov im vergangenen Jahr eine Fahrstuhlinstallation, die den Besucher nicht in die Höhe beförderte, sondern lediglich den Boden des Lifts anhob und den Betrachter einer klaustrophobischen Situation aussetzte. Eines seiner Langzeitprojekte ist das nicht existierende „Bulgarische Museum der Zeitgenössischen Kunst“, deren Eröffnung
er bereits 2005 in einer PR-Kampagne ankündigte. Hunderte Vertreter der Presse, der Kunstszene und der Diplomatie sammelten sich vor einem Vorort-Bahnhof im festen Glauben, dass das Unternehmen echt war. Eine zeitgenössische Archäologie betreibt Moudov in seinem prozessualen Projekt Fragments. Gezielt entwendet er in den Museen der Welt kleine Elemente aus Installationen berühmter Kollegen (u.a. ein Dia von Douglas Gordon, ein Stück Rost von Joseph Beuys oder eine Eierschale von Marcel Broodthaers). Die Diebesgüter werden katalogisiert und in einem Koffer, ähnlich dem Duchamp’schen Boîte en valise, präsentiert. Der Raum der Kunst selbst wird Ort der Tat, das fragmentierte gestohlene Kunstwerk zur Reliquie und gleichermaßen zum Tatbeweis.
Die Ausstellung im Kunstverein Braunschweig war die erste institutionelle Einzelausstellung Moudovs, der in den letzten Jahren an verschiedenen internationalen Gruppenausstellungen beteiligt war. Neben Filmen und Installationen, die in den vorherigen zwei Jahren entstanden sind, präsentierte die Ausstellung auch neue, eigens für den Kunstverein entstandene Werke. Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog (dt./engl.) erschienen.