Imi gegen groben Schmutz
€ 19.80
Imi Knoebel wurde 1940 als Wolf Knoebel in Dessau geboren. 1964 kam er zusammen mit seinem Freund Rainer Giese nach Düsseldorf an die Akademie. Seit 1965 studierten sie in der Klasse von Joseph Beuys und benutzten von 1966 bis 1969 den Raum 19 der Akademie als Atelier, wo sie ihre IMI-Identität manifestierten. In dem inzwischen legendären Raum entstanden aus einer sehr puristischen und experimentellen, der Beuysschen Ästhetik in vielem gerade entgegengesetzten Haltung, die minimalistischen Arbeiten von Imi Knoebel.
Zwischen 1966 und 1968 arbeitete Imi Knoebel an einer Serie von Linienbildern, die neunzig Tafeln umfasst. Die Linienbilder sind die Anfänge seines künstlerischen Werdegangs und wurden erstmals auf dem Winterrundgang 1967/68 der Düsseldorfer Akademie gezeigt. In den Linienbildern bezeichnete Imi Knoebel sich selbst als einen "nach dem Anfang Suchen-den", der nichts als "die Sicherheit des puren Vierecks im rechten Winkel hat". Knoebel nahm sich das Nächstliegende, das Viereck, vor, in welchem er sich auf seinen ersten Eindruck von Kunst, das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch berief. Innerhalb dieser Fläche, die sogleich Unerreichbares und Allernormalstes thematisiert, untersuchte er Schwarz und Weiß und die Linie.
Mit Dachlatten verstärkte Hartfaserplatten, leinenüberzogen und zumeist weiß, bisweilen auch schwarz grundiert, dienten als Bildträger für die Linienbilder. Auf diesen Bildkörpern wurden mit Reißfeder und Tusche horizontale und vertikale Linien gezogen. In Einzelwerken und Serien von Bildern erprobte Knoebel verschiedene Strukturierungen und Teilungen der weißen bzw. schwarzen Bildfläche. Geprägt durch endlose Übungsprozeduren in der Darmstädter Werkkunstschulzeit gelang Knoebel akkuratestes Ziehen von Linien. Es ist eine Fertigkeit,
die er aus dieser Zeit mitbrachte und nun in neuer Form untersuchte. Es entstanden Serien mit Linien, die parallel in einem für jede Tafel neu festgelegten gleichmäßigem Abstand verlaufen. Von Tafel zu Tafel variiert die Breite des Strichs. Bei einigen Bildern lagern sich horizontale und vertikale Linien zu einem gleichmäßigen Karo übereinander, selten ist die Tafel ausschließlich mit horizontalen Linien überzogen, oft hingegen beschränkte Knoebel sich auf die serielle Folge vertikaler Linien.
In dieser Bilderserie offenbaren sich auf erstaunliche Art wesentliche Elemente des späteren Werks von Imi Knoebel, die konsequente Erforschung aller dem Tafelbild inhärenten Eigen-schaften wie Fläche, Format, Struktur und Bildkörper. Knoebel knüpfte an die Gegenstandslosigkeit an. Er verschrieb sich der Reduktion und setzte sich zum Ziel seiner künstlerischen Auseinandersetzung das Streben nach einer grundlegenden Neudefinition des Bildbegriffs.
Der Kunstverein Braunschweig präsentierte in Deutschland erstmals die für das Gesamtwerk von Imi Knoebel grundlegenden Linienbilder, die für die nachfolgenden Generationen konzeptuell arbeitender Maler von großer Bedeutung sind. Eine vierteilige Skulptur, die zeitgleich mit den Linienbildern entstand und 1969 im Rahmen des zweiteiligen Projektes "Minimal Art USA" und "Neue Monumente Deutschland" in der Galerie René Block in Berlin ausgestellt wurde, wurde zum ersten Mal zusammen mit dem Bilderzyklus gezeigt. Die unterschiedlich stark gekrümmten Elemente dieser Skulptur wirken wie eine Fortsetzung und zugleich Erweiterung der „Linienbilder“ in die dreidimensionale Ebene.
Im roten Saal des Hauses Salve Hospes wurde die raumgreifende Installation Kontor von 1990/97/98 gezeigt. Ähnlich wie schon bei frühen Werken wie dem Genter Raum (1968) oder dem Raum 19 (1968) thematisiert Knoebel auch hier das Bewusstwerden der Wahrnehmung von Objekten innerhalb einer räumlichen Situation. Wie ein ironisch gemeinter Kommentar zur damaligen politischen Situation stehen im Zentrum dieser Arbeit zehn Europaletten IMI Starkreiniger, die Knoebel im Oktober 1990 kurz vor Einstellung der Produktion bei der in Genthin ansässigen Firma kaufte.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Text von Roland Wäspe erschienen.
Unser Dank gilt dem Hauptsponsor TXU für die großzügige Unterstützung der Ausstellung sowie des Kataloges.
Wir danken dem Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds für die Förderung des Kataloges. Ebenfalls danken wir der Stadt Braunschweig, dem Land Niedersachsen und dem Hofbrauhaus Wolters.